Energy-Drinks und Sport: Wie sie deine Regeneration sabotieren und Leistung bremsen
Energy-Drinks sind in der Welt des Sports zur Normalität geworden. Vor allem junge Athletinnen greifen regelmäßig zu den bunten Dosen, die Leistungssteigerung, Wachheit und ein «Extra an Energie» versprechen. In der Umkleide, im Fitnessstudio oder sogar auf dem Spielfeld – der Griff zur Dose scheint fast schon ein Ritual geworden zu sein. Aber was passiert wirklich im Körper, wenn wir regelmäßig Energy-Drinks konsumieren? Und wie beeinflussen sie die Leistungsfähigkeit und Regeneration von Sportlerinnen langfristig?
Neuere Studien liefern beunruhigende Hinweise: Die kurzfristigen Vorteile könnten teuer erkauft sein. Denn was kurzfristig pusht, könnte auf Dauer genau das behindern, was Sportler*innen am meisten brauchen: die Fähigkeit zur Erholung und Anpassung.
Was passiert durch Energie-Drinks auf zellulärer Ebene?
Die Studie testete acht der weltweit populärsten Energy-Drink-Marken, indem sie verdünnte Konzentrationen der Getränke für vier Tage auf die Zellkulturen applizierten – eine Zeitspanne, die einer realistischen Regenerationsphase beim Menschen entspricht. Das Ergebnis war eindeutig: Bei allen getesteten Marken zeigten die Zellen eine signifikant reduzierte Differenzierung. Mit anderen Worten: Die Reparatur- und Aufbauprozesse, die nach dem Training üblicherweise stattfinden, waren gestört.
Besonders alarmierend war die reduzierte Expression zweier zentraler Gene für die Muskelregeneration: MyoG (Myogenin) und MCK (Muscle Creatine Kinase). Beide spielen eine essentielle Rolle für die Verschmelzung der Muskelzellen und den Wiederaufbau beschädigter Fasern. Die unterdrückte Genaktivierung deutet darauf hin, dass die Inhaltsstoffe der Energy-Drinks aktiv die Erholungsmechanismen des Körpers blockieren könnten.
Interessanterweise variierte der Grad der Beeinträchtigung je nach Marke, was auf Unterschiede in der Rezeptur hindeutet. Einige Drinks enthielten höhere Konzentrationen an Koffein, Taurin oder Zusatzstoffen wie Glucuronolacton und synthetischen Aromen. Diese Kombinationen könnten synergistisch wirken und die negativen Effekte verstärken. Was bleibt, ist eine zentrale Erkenntnis: Energy-Drinks sind mehr als nur ein schneller Energieschub – sie greifen in fundamentale zelluläre Prozesse ein.
Kurzfristige Leistungssteigerung vs. Langfristige Risiken
Viele Sportler*innen berichten, dass sie sich nach dem Konsum von Energy-Drinks wacher, reaktionsschneller und ausdauernder fühlen. Und tatsächlich belegen Studien kurzfristige positive Effekte, insbesondere im Hinblick auf kognitive Leistung und Reaktionszeit. Koffein, einer der Hauptbestandteile, blockiert Adenosinrezeptoren im Gehirn und verringert so das Gefühl von Müdigkeit. Taurin kann kurzfristig die Herzkontraktionskraft verbessern, und Zucker sorgt für einen schnellen Energieschub. Soweit so gut.
Aber genau hier beginnt das Problem. Denn was kurzfristig wie ein Vorteil erscheint, kann sich mittelfristig ins Gegenteil verkehren. Die Koffeinzufuhr über Energy-Drinks ist oft sehr hoch und in Kombination mit anderen Stimulanzen kaum berechenbar. Das kann zu Überstimulation führen: Zittern, Nervosität, Schlafprobleme und sogar Herzrhythmusstörungen sind keine Seltenheit. Bei intensiven Trainingseinheiten kann dies das Risiko für kardiovaskuläre Zwischenfälle erhöhen, insbesondere bei jungen Sportler*innen mit noch nicht voll entwickeltem Herz-Kreislauf-System.
Zudem wirkt Koffein harntreibend. In einem Training, bei dem viel geschwitzt wird, kann dies schnell zur Dehydration führen. Und selbst geringe Flüssigkeitsdefizite haben nachweislich einen negativen Effekt auf die kognitive und physische Leistungsfähigkeit. Ein Teufelskreis entsteht: Wer durch Energy-Drinks glaubt, sich kurzfristig zu pushen, unterminiert die physiologischen Grundlagen seiner Leistungsfähigkeit.
Auch die Zuckerkomponente birgt Risiken. Der rasche Anstieg des Blutzuckerspiegels führt zu einer ebenso raschen Insulinausschüttung, was nicht selten in einem «Crash» resultiert. Die Folge: Energiemangel, Konzentrationsabfall, Leistungseinbruch – oft genau dann, wenn der Körper Energie bräuchte.
Mentale Effekte und Abhängigkeitspotenzial
Neben den physischen Auswirkungen dürfen die psychischen nicht unterschätzt werden. Gerade im Leistungssport spielt mentale Stabilität eine entscheidende Rolle. Energy-Drinks können durch ihren hohen Zucker- und Koffeingehalt auch auf neurochemischer Ebene wirken: kurzfristige Euphorie, gesteigerter Antrieb – aber auch Reizbarkeit, Aggressivität und depressive Phasen im Nachgang wurden in Studien dokumentiert.
Nicht selten entsteht ein psychologisches Abhängigkeitsverhältnis: Der Glaube, ohne den Energy-Drink nicht mehr leistungsfähig zu sein, verankert sich im Verhalten. Eine Toleranzentwicklung ist dabei vorprogrammiert. Mit der Zeit braucht es immer mehr, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die Spirale dreht sich weiter, mit möglichen Folgen für Schlaf, Regeneration und Trainingsmotivation.
Hinzu kommt: Wer sich konstant mit einem externen Stimulus antreibt, läuft Gefahr, das eigene Körpergefühl zu verlieren. Die Wahrnehmung für natürliche Signale wie Erschöpfung, Durst oder Hunger wird unterdrückt. Die Folge: eine schlechtere Selbstregulation, ein höheres Verletzungsrisiko und langfristig ein ineffektives Training.
Empfehlungen für Athlet*innen
Die aktuelle Studienlage ist deutlich: Energy-Drinks sind keine harmlosen Sportgetränke. Sie greifen auf mehreren Ebenen in die Leistungsphysiologie und das Erholungsmanagement ein. Das heißt nicht, dass sie kategorisch verteufelt werden müssen. Aber ein bewusster, reflektierter Umgang ist notwendig.
Athlet*innen sollten ihren Konsum gezielt steuern. Das bedeutet: kein regelmässiger Einsatz, keine Verwendung als Standardritual vor jeder Trainingseinheit. Besonders im Nachwuchsbereich ist Zurückhaltung geboten. Junge Körper reagieren sensibler auf Stimulanzien, und die langfristigen Folgen sind nicht ausreichend erforscht.
Besser: auf natürliche Energiequellen setzen. Eine ausgewogene Mahlzeit vor dem Training, ausreichend Schlaf, eine gute Hydration und gezielte mentale Vorbereitung bringen mehr für die Leistung als jeder Drink. Wer den Energieschub braucht, kann auf schwarzen Kaffee oder eine Banane zurückgreifen – beides ist natürlich, kontrollierbar und frei von synthetischen Zusatzstoffen. Alternativ dazu kann auch einer unserer Sport Patch, wie Victory und insbesondere Boost helfen über die neuronalen Signale ans Gehirn mehr Energie freizusetzen.
Fazit: Energy-Drinks sind kein Teufelszeug, aber auch kein Wundermittel. Wer sie nutzt, sollte wissen, worauf er oder sie sich einlässt – und wann es besser ist, darauf zu verzichten
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